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27. Januar 2022
Erfahre, wie du mit moderner Kameratechnologie und den besten Kamera-Apps professionelle Aufnahmen mit deiner Kamera erstellen kannst.
Jeder hat heutzutage eine Kamera, sei es ein Smartphone, eine DSLR oder eine Actionkamera. Doch nicht jeder weiss, wie man das volle Potenzial dieser Geräte ausschöpft, wenn man die Kameraeinstellungen manuell vornimmt.
Es muss nicht immer die teure Filmkamera sein
Nutze dein Smartphone als Videokamera: Es gibt diverse Apps für iOS und Android, die es dir ermöglichen, manuelle Einstellungen vorzunehmen. "FiLMiC Pro" ist unser meiner Meinung nach die beste App, um mit deinem Smartphone professionelle Aufnahmen zu machen. Wer nach einer Gratis-App mit weniger Möglichkeiten sucht, ist mit "Mavis" oder "Procam" bestens aufgehoben.
Warum lohnt es sich, manuell zu filmen?
Manuell zu filmen hat insbesondere einen Vorteil: Videos kommen professioneller daher! Neue und teure Kameras haben heutzutage sehr gute Einstellungen, die sich an jede Situation automatisch anpassen. Jedoch kannst du dich nicht immer auf die Technik verlassen und deshalb leidet darunter der filmische Look und es sieht schlussendlich nicht professionell aus. Um ein qualitativ hochwertiges Video zu bekommen, müssen in der Regel die Einstellungen manuell vorgenommen werden.
Die wichtigsten zehn Funktionen
1. Der richtige ISO-Wert
Mit dem ISO-Wert bestimmst du die Filmempfindlichkeit: Je grösser der Wert, desto heller wird das Bild. Bei der Videografie ist es elementar, diesen Wert so niedrig wie möglich einzustellen, um Filmartefakten und -rauschen zu verhindern. Denn bei einem grossen ISO-Wert wird das Video künstlich heller gemacht, was dann meist für "matschige" und unscharfe Videos sorgt. Der ISO-Wertebereich ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich und beträgt ca. 100–12800.
Faustregel:
Den ISO immer so niedrig wie möglich einstellen.
2. Die korrekte Blenden-Öffnung
Du kannst die Blende mit deiner Pupille vergleichen: In der Nacht vergrössert sie sich, damit mehr Licht in das Auge gelangt. Wird die Blende also geöffnet, gelangt mehr Licht auf den Sensor und das Video wird heller. Die Blende befindet sich im Objektiv und nicht in der Kamera. Die meisten Objektive haben eine Blendenöffnung zwischen f/1.2 und f/16, wobei eine kleinere Zahl eine grössere Blendenöffnung bedeutet. Wenn ein Objektiv eine Blendenöffnung von f/2.8–f/16 aufweist, ist f/2.8 eine offene Blende und f/16 eine geschlossene Blende.
Die Blende ist verantwortlich für die Tiefenunschärfe, auch Bokeh genannt. Bei offener Blende wird der Hintergrund mehr vom Vordergrund separiert, was oft bei Porträts genutzt wird.
Faustregel:
Offene Blende für Porträtvideos und geschlossene Blende für Landschaftsvideos.
3. Die passende Bildrate
Die Bildrate gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde im Film entstehen. Deshalb braucht man oft die Abkürzung "fps" (frames per second). Grundsätzlich werden Filme in Kinos mit 24 fps wiedergegeben. 24 fps ist jedoch das Niedrigste, was man zum Filmen auswählt. Diese niedrige Bildrate ist nur zu empfehlen, wenn die Kamerabewegungen stabilisiert sind (mit einem Gimbal, einer Steadycam oder auf einem Stativ). In den Kameras stellt man die Bildrate meist auf 50p/60p. Mit dieser Bildrate kann man das Video im Nachhinein um 50% verlangsamen, um eine Slow Motion zu erhalten.
Es gibt auch sogenannte Highspeed-Kameras, die Bildraten bis zu 300'000 fps aufweisen. Diese brauchen aber eine sehr helle Lichtressource, da jedes Bild nur ganz kurz belichtet wird.
Faustregel:
Möchte man im Nachhinein das Video verlangsamen, wird mind. 50 fps eingestellt, ansonsten reichen 25 fps.
4. Die richtige Belichtungszeit
Die Belichtungszeit reicht bei den meisten Kameras von 1/8000 Sek. - ∞ Sek und ist in anderen Worten die Zeit, in welcher der Sensor Licht einfängt. Bei Videos wird geschaut, dass sie rund ein halber Frame lang ist. Dies bedeutet bei 25 fps eine Belichtungszeit von 1/50, bei 50 fps entsprechend 1/100. Dies wird gemacht, um natürliche Bewegungsunschärfe zu bekommen. Die Bewegungsunschärfe wird für einen natürlichen Film-Look verwendet, denn auch unser Auge hat eine Bewegungsunschärfe.
Faustregel:
Filmt man mit 25 fps, stellt man die Belichtungszeit auf 1/50. Filmt man mit 50 fps, stellt man sie auf 1/100.
5. Die korrekte Auflösung
Die Auflösung einer Kamera bestimmt, wie detailliert ein Video schlussendlich ist. Oft exportieren wir unsere Videos mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixel. Im Videobereich wird diese Auflösung "Full HD" oder "1080p" genannt. Heutzutage sind 1080p oder 2160p (4k) Standard. Die neueren Kameras, Drohnen und Mobiltelefone unterstützen mittlerweile fast alle 4k.
Viele denken UHD ist gleich wie 4k, jedoch hat 4k leicht mehr Pixel in der Breite. Wir filmen meist in UHD, denn dies hat den Vorteil, dass es die gleichen Seitenverhältnisse wie Full HD ausweist. Langsam sind schon 6k und 8k auf dem Vormarsch. Diese Auflösungen bringen jedoch viel höhere Datenmengen mit sich, wodurch sich der Schnittprozess verlangsamen kann.
Faustregel:
Mindestens eine Auflösung von 1080p wählen.
6. Das Videoformat auswählen
Die Europäer nutzen das Videoformat PAL und die Amerikaner NTSC. Diese unterschiedlichen Frequenzen ergaben sich aus den jeweiligen Netzspannungen der Länder. Wenn man als Europäer PAL auswählt, flackern Lichtressourcen weniger bis gar nicht. PAL hat 25/50/100 fps, NTSC hat 30/60/120 fps.
Faustregel:
Europa = PAL, Nord-/Mittelamerika = NTSC
7. Die richtige Brennweite
Die Brennweite ist abhängig vom Objektiv und ein eher kompliziertes Thema, da jede Brennweite, je nach Sensorgrösse, einen anderen Wert besitzt. Sie wird in mm angegeben und je grösser der Wert, desto näher wird das Bild herangezoomt. Z. B. wird ein 16 mm Objektiv verwendet, um ein weitwinkligeres Bild aufzunehmen und 200 mm, um Objekte aus grösserer Distanz zu fotografieren. Weitwinkligere Objektive laufen Gefahr, das Bild zu verzerren. Dies siehst du an unseren Beispielfotos. Das 200 mm Objektiv hat natürlichere Dimensionen, während das 16 mm das Gesicht verzerrt. Auch hat der Zoom den Effekt, den Hintergrund näher an den Vordergrund zu bringen.
Faustregel:
Je grösser die Brennweite, desto näher wird das Bild herangezoomt.
8. Der passende ND-Filter
Ein ND-Filter kannst du dir wie eine Sonnenbrille für die Kamera vorstellen. High-End-Kameras haben diese oft in der Kamera integriert, während du für normale Kameras einen kaufen musst. Dieser wird mit einem Gewinde vorne auf das Objektiv aufgeschraubt. Der ND-Filter dient aber bei der Kamera nicht als Schutz, sondern dafür, die Belichtungszeit zu erhöhen, wenn es hell ist. Zum Filmen sind vor allem variable ND-Filter von Vorteil, da diese durch Drehen des Filters jederzeit an den Lichtverhältnissen angepasst werden können.
Faustregel:
Der ND-Filter wird nur dann gebraucht, wenn du bei den optimalen Einstellungen ein überbelichtetes Bild bekommst.
9. Den Autofokus deaktivieren
Auch wenn der Autofokus für normale Videos reicht, ist es von Vorteil, den Fokus manuell einzustellen. Das bedeutet, dass du während des Filmens ständig den Fokus am Einstellen bist. Beim Autofokus kann es sein, dass nicht das fokussiert wird, was du fokussiert haben willst und der Fokus nicht immer konstant ist, weshalb ein sogenanntes "Fokus-Breathing" entsteht. Das heisst, dass sich der Fokus ständig nach hinten und vorne bewegt, was im Video als sehr störend wirkt.
Faustregel:
Immer manuell fokussieren, wenn du die volle Kontrolle über die Schärfe haben möchtest.
10. Die passende Sensorgrösse
Die Sensorgrösse hängt von der Kamera ab. Wenn der Sensor grösser ist, kann mehr Licht und Farbe eingefangen werden und es entsteht mehr Umgebungsunschärfe. Die gängigsten Sensorgrössen von klein nach gross in Fotokameras sind: Micro Four Thirds (Micro 4/3), APS-C, Vollformat und Mittelformat.
Faustregel:
Je grösser der Sensor, desto mehr Licht/Daten können pro Pixel aufgenommen werden.
Jetzt bist auch du ein Profi
Wir hoffen, unsere Tipps sind für deinen Filmalltag nützlich und haben dein Verständnis in der Videografie um einiges vergrössert. Viel Spass beim Einstellen.